Thomas Meyer-Falk ist frei!!!

Heute, am 29. August wurde Thomas nach fast 27 Jahren Haft freigelassen!
Beste Aktion während der Internationalen Woche der Solidarität mit anarchistischen Gefangenen!
Erster Preis: FREIHEIT!
Wir sind alle sehr glücklich und wünschen Thomas alles Gute und willkommen zu Hause!


Wir teilen natürlich trotzdem seinen Solidaritätsbrief für die diesjährige Soli-Woche.
Vielen Dank für deine Unterstützung der Soli-Woche in all den Jahren!

Solidarische Grüße zur Soliwoche für anarchistische Gefangene 2023

Auch hier aus dem in Süddeutschland gelegenen Freiburg solidarische und herzliche Grüße zu der Soliwoche. Seit bald 27 Jahren beobachte ich die Welt hinter Gittern aus der Perspektive des gefangenen Menschen. Erst in Untersuchungshaft, später in Strafhaft und schließlich seit 2013 in Sicherungsverwahrung(SV). Die SV wurde in Deutschland 1933 eingeführt, ja, es waren die Nazis, die am 24.11.1933 das Strafrecht entsprechend ergänzten – seit dem können in Deutschland Menschen auch nach Verbüßen der Freiheitsstrafe auf unabsehbare Zeit in Gefägnissen festgehalten werden. In den 1990´er und 2000´er Jahren zogen auch andere europäische Länder nach, stets im Namen der „öffentlichen Sicherheit“: Belgien, Frankreich, Schweden, Großbritannien, Schweiz und viele Länder mehr.

Dabei erweist sich schon die normale Haft in vielen Fällen als eine Todestrafe auf Raten, erst stirbt die Seele, und oftmals am Ende auch der Körper. Gerade vor ein paar Wochen hat sich in der Freiburger SV ein erst Anfang 40-jähriger das Leben genommen, er sah offenbar für sich keine realistische Perspektive wieder in Freiheit zu gelangen. Frau, Kinder, Adoptivmutter, Geschwister trauern um ihn – aber auch einige der Mitinsassen. Dabei muss jedoch klar sein: auch Gefangenen steht das Recht zu sich das Leben zu nehmen. Niemand soll es ihnen verbieten dürfen. Aber es ist auch zu fragen, welche Mitverantwortung tragen die staatlichen Institutionen an solch einer Entscheidung? Es wäre zu leicht, diese aus ihrer Verantwortung zu entlassen, in dem auf die autonome Entscheidung der jeweiligen Insass*innen verwiesen würde.

Anarchist*innen streiten und kämpfen für den Autonomieanspruch der Individuen aber immer auch eingebettet in ein soziales Netz. Denn kein Mensch steht jemals für sich alleine, wir alle sind eingewoben in ein Netz sozialer Beziehungen! Niemand ist eine Insel! Wir alle sind Teil des sozialen Miteinanders. Etwas das verloren zu gehen scheint in der modernen Konsumwelt, wo Menschen nur in scheinbar „sozialen“ elektronischen Welten miteinander interagieren, aber in Wirklichkeit doch vielfach in die Vereinzelung vor ihren Smarthphones zurückgeworfen werden.

Gefägnisse sind in der Regel internetfreie Zonen. Mein Beitrag heute findet auch nur deshalb Verbreitung, weil solidarische Menschen ihn abtippen und online verbreiten, auf diese Weise die Gefangenenperspektive zur kritisierenden Kenntnis einer gewissen Öffentlichkeit bringen. Diese Möglichkeit verweist auf das dann durchaus auch emanzipatorische Potential der elektronischen Medien. Wenn nämlich zuvor nicht vernetzte Menschen zueinander Kontakt finden, wenn zuvor Namenlosen, Gesichtslosen und Stimmlosen schlussendlich doch Namen, Gesichter und Stimmen gegeben wird.

Das strukturelle Ausgeliefertsein, das das Leben der Gefangenen kennzeichnet, soll in dieser Woche ganz besonders in den Fokus gerückt werden. Die oftmals unmenschlichen, erniedrigenden Haftbedingungen werden skandalisiert. Es wird die Freiheit der Gefangenen gefordert! Immer und immer wieder! Jahr um Jahr! Aber nur wenn diese Forderungen kontinuierlich erhoben und von Generation zu Generation weitergetragen werden, wenn an jene erinnert wird, die in den Gefägnissen leben und dort auch sterben, nur dann werden wir etwas ändern.

Für eine Welt ohne Käfige und Gefägnisse!
Thomas Meyer-Falk



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