Text von Thomas Meyer-Falk zur Soli-Woche

Karikature von Günther Finneisen

Knäste sind Orte der Dunkelheit, der Finsternis, wirkliches Leben kann dort nicht gedeihen. Denn was ist das „wirkliches Leben“!? Es ist eines in Freiheit, eingebunden in freundschaftliche Beziehungen, sich selbst als Individuum erlebend. Weil wir selbst leben- und nicht gelebt werden. Nicht umsonst ist Gefängniskritik deshalb immer auch grundlegende Gesellschafts- und Systemkritik, denn innerhalb der Gefängnismauern herrschen dieselben Mechanismen wie vor den Toren, nur in einer vielfach verschärften Form.

Die Soliwoche von ABC für anarchistische Gefangene findet in einer durch die Corona-Pandemie geprägten Zeit statt. Gerade die Pandemie legt noch einmal deutlich die Ungerechtigkeiten offen.

Angehörige marginalisierter gesellschaftlicher Gruppen haben ein überproportional höheres Infektions- , Erkrankungs- und Sterberisiko (was aber auch außerhalb von Pandemiezeiten gilt, nur aktuell besonders klar zu Tage tritt). Und wer im Knast sitzt, ist noch verletzlicher, weil die Rahmenbedingungen, worauf auch die Gefangenengewerkschaft (GG/BO) unermüdlich hinweist, vielfach ziemlich mies sind.

Aktionswochen sind viel mehr als bloße Rituale, denn ABC wirkt damit immer auch in die Gesamtgesellschaft hinein – und Knäste abschaffen, das ist ein megadickes Brett das wir da bohren, denn es bedeutet die gegenwärtige Gesellschaft überwinden.

Herzschlagende und solidarische Grüße aus Freiburg

Thomas Meyer-Falk

Über sich selbst: am 15. mai 1971 geboren, sitze ich seit der festnahme 1996 in haft, erst in isohaft in stuttgart stammheim bis frühling 1998, dann etwas „gelockert“ im bayrischen
straubing, seit herbst 1998 in isohaft in bruchsal. verurteilt wurde ich 1997 wegen eines bankraubs mit geiselnahme, anlässlich dessen geld für legale und illegale linke politische projekte organisiert werden sollte. ich bin ein so genannter red-skin / rash = red & anarchist skinhead und da ich mich mitunter deutlich ausdrücke, erfolgten 2000 und 2004 weitere verurteilungen wegen nötigung, beleidigungen, bedrohungen – wie die juristen es nennen – „zum nachteil“ von vollzugsjuristen, richtern, staatsanwälten, sowie ein paar politikern (u.a. bundeskanzler schröder, bayrischer innenminister beckstein, hessischer ministerpräsident koch). insgesamt stehen 16 jahre 9 monate und drei wochen freiheitsstrafe an (ende 2013) und danach sicherungsverwahrung, d.h. eine entlassung ist unabsehbar.

Mehr Infos, Texte und Veröffentlichungen: https://freedomforthomas.wordpress.com

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